Die Franzosen auf der Pack
In den alten Schulchroniken von Voitsberg und Köflach finden sich nur kurze Anmerkungen zum Jahr 1809: „Am 24. Mai 1809 mußte sich die Österreichische Landwehr zurückziehen, und die nachfolgenden Truppen des französischen Generals Marmont (6000 Mann) marschierten am 24. Juni 1809 aus Kärnten kommend über die Pack nach Graz. Zum Glück kam es zu keinen Einquartierungen. Die Nachricht versetzte die Bevölkerung in Angst und Schrecken und es kam zu Plünderungen.“ Die Anmerkung von Plünderungen steht im Gegensatz zu J.A.Janisch, welcher berichtet: „Nach 1809, in welchem Jahre Truppenteile des französischen Generals Marmont aus Kärnten über die Pack in guter Manneszucht nach Graz durchzogen...“.
Eingang gefunden haben die Ereignisse des Jahres 1809 auch in die Volksüberlieferung der nördlichen Weststeiermark. Prof. Walter Kainz hat in seine 1974 in Buchform erschienene Sammlung „Weststeirische Sagen, Märchen und Schwänke“ eine Reihe von Erzählungen „aus der Franzosenzeit“ aufgenommen: „Neben der Packer Kirche steht die Fux-Keusche. Sie trägt ein verwittertes Sgrafitto, das die Jahreszahl 1659 zeigt. Rings um das Bodenfenster kann man heute noch die Einschläge der Gewehrkugeln erkennen, die die Franzosen 1809 gegen dieses Fenster abgeschossen haben, denn dahinter im Bodenraum sollen sich alle wehrfähigen Männer der Ortschaft verschanzt haben und gar manchem Franzosen das Lebenslicht ausgeblasen haben. Den Franzosen sei es allerdings nicht gelungen, das Haus zu erstürmen.“
Die Fanger
„Die Soldaten, die in der Franzosenzeit Zwangsrekrutierungen vornahmen, nannte das Volk „Fanger“, „Einfanger“, wohl auch „Ausheber“.
Auf dem Großofen bei Modriach hielt sich vor Zeiten ein Beobachtungsposten auf, der die jungen Leute vor den Fangern warnte. Kamen Soldaten, schlug er Lärm und verständigte auf diese Weise die Bauern.
Vom gleichen Felsen soll ein Verbindungsgang zum „Franzbauern“ bestanden haben. Er mag inzwischen wohl eingebrochen oder verschüttet worden sein, denn man sieht keine Spur mehr von ihm. In diesen Gang flüchteten die Bauernburschen der Umgebung vor den Einfangern. Sie wurden dabei von ihren Angehörigen unterstützt und mit Nahrung versehen.
Wurde aber trotzdem einer der flüchtigen Burschen gefangen, erhielt er große Strafe. Er wurde auf lange Zeit in den Kerker geworfen. Der war damals beim vulgo „Reifsima“.
Auf ihren Streifzügen erschien einst den Fangern eine Gestalt, die sich ihnen zugesellte und sie auf den Großofen führte. Dort aber stürzte er sie alle den Felsen hinunter, dass keinem auch nur ein einziger Knochen ganz blieb. Diese Gegend wurde lange Zeit gemieden. Vor den Aushebern hatten die Bauern nunmehr Ruhe.“
Prof. Mag.et Dr.phil. Ernst Lasnik
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